"Erinnern und Gedenken" - Workshop mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Thema und Ziel des Workshops am 20. und 21.12.2022 war es, unsere Schüler:innen des 11. Jahrgangs mit den vielfältigen Formen des Erinnerns und Gedenkens an historische Persönlichkeiten und besondere Ereignisse in der Geschichte vertraut zu machen. Der Fokus lag auf Berlin und der Auseinandersetzung mit dem historischen Gedenken an die Opfer des Holocausts und an diejenigen, die den Opfern – unter Gefahr für Leib und Leben – geholfen haben. Eine besondere Rolle nahmen hier Inge Deutschkron und die „Stillen Helden“ ein, die oft unauffällig und „still“ geholfen haben, im öffentlichen Gedenken aber keine oder nur wenig Berücksichtigung fanden. Geleitet wurde der Workshop von Mitarbeiter:innen der Gedenkstätte „Stille Helden“ – Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
Als Einstieg in das Thema "Erinnern und Gedenken" wurden verschiedene Beispielfotos von Denkmälern, Gedenktafeln, Gedenkstätten, Gedenkzeichen etc., bevorzugt aus Berlin bzw. dem Umfeld des GESP, genutzt. Durch den Blick aus dem Fenster und die die Nutzung der opensource Plattform HistoMapsBerlin konnten die verschiedenen "historischen Schichten" des Schulgeländes (1929, 1986 und 2012, ehem. Adresse: Conrad-Blenkle-Straße 34) verdeutlicht werden.
Arbeitsteilig befassten sich die Schüler:innen anschließend mit den Biografien einzelner Opfer des Holocausts und „Ihren“ „Stillen Helden“.
Abschluss des Workshops wurde die Methode "Erinnern und Gedenken - Konzeption eines öffentlichen Gedenkortes" (auf Flipchart etc.) genutzt. Für eine ausführliche Ausarbeitung fehlte zumeist Zeit; dennoch wurde viele gelungene Gedenkort-Entwürfe erarbeitet.
Drei wirklich sehr kreative Entwürfe:
(1) Ein virtuelles "Anti-Denkmal" - gemeinsam gegen Antisemitismus & Antiislamismus
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gefördert mit EU-Geldern
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Zielpublikum: v. a. junge Generation (vernetzt) --> deshalb über Internet
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Form: kurze Videoclips o.ä., eingestreut sozusagen als "Zwangs-Werbung" vor / zwischen frei abrufbaren Videos (z. B. auf YouTube)
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Inhalt: Demokratie ist nicht gottgegeben. Wir Menschen müssen aktiv werden! Frage: Wo will ich mitmachen, wie will ich mich engagieren? --> direkte Ansprache über "Schuldgefühle": "Willst Du der*die sein, der*die wegguckt?"
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Diskussion: Langlebigkeit von virtuellen Angeboten vs. Statue, evtl. nur Aktion von 10 Tagen!
(2) "Traditionelles" Bodendenkmal zu Ehren einer (jüdischen) Person
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gefördert mit EU-Geldern oder Land Berlin / Stiftung
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Zielpublikum: Passant*innen im Straßenraum
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Form: Bodendenkmal in Form eines Davidsterns (evtl. mit Glasplatte), an zwei Seiten beleuchtet = Erkennbarkeit auch bei Nacht, Sprachen: Deutsch & Englisch = Internationalität
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Ort: vor Haus, um eine (jüdische) Person zu ehren, Nennung des Namens
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Diskussion: Langlebigkeit, Unterhaltung & Instandsetzung bei Nutzung von Elektrizität (Stromkosten, technischer Defekt), Bodendenkmal = verletzlich / respektlos? (vgl. Stolpersteine)
(3) Gedenksäule in Erinnerung an den rassistischen Anschlag in Hanau (19.2.2020)
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finanziert durch Spenden (evtl. Crowdfunding)
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Zielpublikum: Passant*innen im Straßenraum, direkt an den Orten des Anschlags (Heumarkt bzw. Kurt-Schumacher-Platz) [https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_Hanau_2020]
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Form: runder / eckiger Turm oder Säule (hüfthoch?), Farbe: schwarz, sozuagen als Hindernis direkt vor Eingang zu einzelnen Orten (Bar, Kiosk), Oberseite mit eingravierten Namen + Daten = direkte Erinnerung & Ehrung der Opfer
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Intention: gegen Rassismus, Markierung / Sichtbarmachung der Täterorte, Erinnerung an die Opfer, bewusste "Behinderung" und Innehalten im Alltag
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Diskussion: Bedeutung von Namen für Erinnerung, Langlebigkeit, Alltag vs. spezifische Gedenkzeiten (vgl. Stolpersteine)
„In diesem Workshop ging es um Stille Helden. Damit wir uns an sie erinnern, haben wir verschiedene Arten des Gedenkens kennengelernt. Dazu gehören Stolpersteine, Gedenkwände, Statuen etc. Meine Gruppe hat sich dafür entschieden, ein Denkmal für das Attentat in Hanau zu errichten. Am 19.02.2020 wurden 9 Menschen in und vor einer Sisha-Bar ermordet. Wir haben uns überlegt, dass wir eine Stele direkt am Eingang der Bar mit den Namen der Opfer errichten. Der Gedanke dahinter war, dass man immer, wenn man die Bar betritt, an die Opfer denkt.“ (Rückmeldung LK Mathematik Q1)
„Passend zu den Überlegungen unsere Schule, sich in Inge- Deutschkron- Gymnasium umzubenennen, behandelte der Deutsch- Leistungskurs das Schicksal Inge Deutschkrons und anderer Juden während der Nazi-Zeit. Nachdem wir darüber sprachen, wie wir uns an diese Zeit und die Opfer erinnern und wieso dies so wichtig ist, berichtete die Referentin der Gedenkstätte Deutscher Widerstand noch von ihren Erfahrungen an ihrem Arbeitsplatz. Anschließend teilte sie den Kurs in Gruppen und gab uns Karten, welche die Lebensgeschichten unterschiedliche jüdischer Menschen erzählten. Nach einer kurzen Arbeitsphase hielt jede Gruppe ihren Vortrag über die jeweilige jüdische Person. Der Workshop war interessant und vermittelte uns die Wichtigkeit des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.“ (Rückmeldung LK Deutsch Q1)
Hier finden Sie den Terminplan des IDG.